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Die one medialis Story von Hanta Seewald – der Inbound-Pionier
Veröffentlich am
13. August 2020
6 Minuten
Mit einem Praktikum fing alles an: Um die Jahrtausendwende kam Hanta Seewald zur medialis Marketing und leitete keine zehn Jahre später die Internetagentur medialis.net. Im Interview erzählt der Chief of Operations (COO), wie seine ersten Jahre verliefen, warum er HubSpot im zweiten Anlauf lieben lernte und wie Inbound-Marketing die Unternehmenswelt verändern kann.
Hanta, erzähl' uns doch bitte, auf welchem Weg Du damals zur medialis Marketing gestoßen bist.
Hanta: Nach der Schule habe ich zunächst ein Studium im Bereich Fachjournalismus für Geschichte begonnen, dann aber ziemlich schnell gemerkt, dass ich das nicht beenden möchte. Mein Vater hatte damals eine eigene, kleine Agentur; durch ihn wurde ich inspiriert, eine Ausbildung zum Mediengestalter zu beginnen. So habe ich mich dann bei der medialis Marketing beworben – bezeichnenderweise über ein Online-Bewerbungsformular auf Webseite, wie man im Rückblick sagen muss. Tatsächlich war das auch die einzige Bewerbung, die ich in meinem Leben bisher geschrieben habe. Nach einiger Zeit des Wartens habe ich dann nochmal nachgehakt und wurde von Olaf Bujard zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Das Gespräch lief sehr locker und so habe ich mich dazu entschieden, mit einem Praktikum anzufangen, das direkt im Anschluss in eine Ausbildung überging.
Was genau waren Deine ersten Aufgaben?
Hanta: Im Bewerbungsgespräch wurde ich nach meinen bisherigen Erfahrungen gefragt. Da ich schon mal mit Flash-Animationen gearbeitet hatte, war das auch eine meiner ersten Aufgaben. Ich habe viele Flash-Intros für Webseiten erstellt – das war damals noch so etwas wie das Statussymbol einer Webseite. Meistens wurde man da mit wilden Animationen und pathetischen Sounds empfangen. Irgendwann fanden das dann alle nervig und es wurde der "Skip Intro"-Button eingefügt. Daneben war ich auch in den Bereichen Design und Programmierung tätig. Das reichte von Webseitengestaltung über die Programmierung mit PHP und Javascript. So habe ich z.B. einen Rich-Text-Editor in Javascript für das medialis-eigene CMS programmiert oder Webseiten für den Netspace-Navigator optimiert.
Hanta Seewald (COO) der one medialis.
Wie ging es dann nach Deiner Ausbildung weiter?
Hanta: In 2004 war ich mit meiner Ausbildung fertig und bin zu mark-up, der Agentur meines Vaters, gewechselt. Allerdings habe ich den Kontakt zur medialis Marketing weiter gehalten. So habe ich bspw. mit einigen Mitstreitern den "72 dpi-Club" – einen Blog – gegründet. Schon damals habe ich gemerkt, was für ein gutes Reichweiten-Instrument der Blog sein kann, ganz nach meinem Motto: "Content is king, and a blog is his throne". Wir sind mehrmals zur re:publica gefahren und haben dadurch ein bisschen Aufmerksamkeit und Reichweite bekommen. Das Bloggen war allerdings eher ein privates Hobby von uns. Damals war es schwer bis unmöglich, einen Kunden von der Sinnhaftigkeit eines Unternehmens-Blogs zu überzeugen.
Habt Ihr noch weitere Aufgaben im Online-Bereich übernommen?
Hanta: Wir haben zu dieser Zeit viel im Bereich Suchmaschinenoptimierung gemacht; Google war schon damals die marktbeherrschende Suchmaschine. Anfangs haben wir auch noch für andere Suchmaschinen wie z.B. Fireball optimiert, bis diese von Google verdrängt wurden. Ich habe damals so ziemlich die komplette Bandbreite abgebildet, die war allerdings auch noch ein bisschen übersichtlicher. Webseiten zu gestalten war damals technologisch vergleichsweise überschaubar. Die größte Herausforderung war die Dateigröße. Webseiten durften 20-30 Kilobytes nicht überschreiten. ISDN war damals der weit verbreitete Standard, DSL noch nicht in der Breite verfügbar, und so wurde um jedes Kilobyte gekämpft. Mit der Zeit haben sich die Webseiten dann immer mehr aufgebläht, bis Google die Ladegeschwindigkeit als Rankingfaktor einführte. Selbst im sich schnell drehenden Internet kommen manche Dinge also auch wieder zurück...
In 2009 wurdest Du dann Geschäftsführer der medialis.net. Laut Deinem Kollegen Martin Bayer seid Ihr beim Joggen auf die Idee einer Onlineagentur gekommen...
Hanta: Wie bereits erwähnt war ich damals bei mark-up, habe den Kontakt zu Martin und anderen in der medialis Marketing aber aufrechterhalten. Irgendwann ist die medialis Marketing dann in die Friedrich-List-Straße umgezogen und wir wurden gefragt, ob wir nicht mitkommen wollen. Für uns als mark-up hat das gut gepasst und so sind wir dazu gestoßen. Martin und ich gingen damals regelmäßig Joggen, da hat sich diese Idee dann entwickelt. Eines Abends haben wir das Ganze dann in einer Kneipe per Handschlag verbindlich gemacht. Ursprünglich hatten wir geplant, eine reine SEO-Agentur zu gründen, haben den Gedanken dann aber auf eine Internetagentur ausgeweitet. Der Schritt war nötig, da die digitale Kompetenz weder der medialis Marketing noch mark-up wirklich zugetraut wurde - der Markt verlangte nach reinen Internetagenturen.
Das ehemalige Agenturgebäude in der Friedrich-List-Straße
Was hat Euch dazu bewogen, eine Onlineagentur zu gründen?
Hanta: Um den Beginn meiner Ausbildung herum sind schon mal viele Internetagenturen aus dem Boden geschossen, dann aber mit dem Platzen der Dotcom-Blase pleite gegangen. In 2009 war der Bereich digitale Medien dann weit genug ausgereift und es gab auch einen allgemeinen Trend in diese Richtung. So haben wir uns bewusst auf die Bereiche Online-Marketing und Web-Entwicklung fokussiert. Zu dieser Zeit bin ich auch das erste Mal mit HubSpot und Inbound-Marketing in Berührung gekommen. Die einzelnen Teilbereiche der Inbound-Strategie (z.B. SEO, Content-Marketing) haben wir schon damals praktiziert, allerdings habe ich noch nicht den Bedarf gesehen, diese im Rahmen einer Software zu verknüpfen. Mein Gedanke war damals: "Wofür braucht man denn da eine Software? Ich kann doch SEO! Ich kann doch Bloggen!".
Wie kommt es dann, dass die one medialis heute Platinum-Partner von HubSpot ist?
Hanta: In 2009 haben wir uns noch gegen HubSpot als Software entschieden. Der Markt war noch nicht bereit für Inbound-Marketing, eher vereinzelte Bereiche davon. Im Laufe der Jahre haben Webseiten zur aktiven Generierung von Leads aber zunehmend an Bedeutung gewonnen. Eines Tages ist dann ein Kunde mit dem Anliegen auf uns zugekommen: "Unsere Muttergesellschaft in den USA nutzt HubSpot. Könnt Ihr uns dabei helfen?" Wir haben uns dann relativ schnell dazu entschieden, HubSpot vollumfänglich zu nutzen – auch, weil wir gemerkt haben: Die Zeit ist reif dafür. Für mich persönlich hat sich damit auch ein Kreis geschlossen, denn viele Teildisziplinen des Inbound-Marketing haben wir ohnehin seit längerem gemacht. Außerdem war die Software nun deutlich ausgereifter als noch in 2009. So sind wir in 2017 schließlich HubSpot-Agenturpartner geworden.
Was zeichnet Inbound-Marketing für Dich aus?
Hanta: Inbound-Marketing ist für mich wie ein Werkzeuggürtel, der die einzelnen Bereiche zusammenhält, sodass ich die richtigen Werkzeuge an der richtigen Stelle einsetzen kann. Die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Werkzeugteilen schafft zudem Synergien – die Gesamtheit der Maßnahmen ist größer als die Summe der Einzelteile. TYPO3 war und ist für uns ein verlässlicher Software-Partner, ebenso Magento, das jetzt durch Shopware abgelöst wurde. Mit HubSpot haben wir uns dazu noch einen Partner für Inbound-Marketing und Marketing-Automation ins Boot geholt. Die Agenturwelt hat angefangen, sich zu verändern und zu drehen. Eine Webseite, die gut aussieht, kann ich überall bekommen – eine Webseite, die verkauft, hingegen nicht. Als Agentur trägt man mit an dem Marketing- und Vertriebs-Erfolg des Kunden, also muss man auch die entscheidenden Faktoren dieser multivariablen Aufgaben beherrschen.
Du sprichst von Änderungen in der Agenturwelt. Was genau meinst du damit?
Hanta: Das Spezialisten-Dasein, auf das wir in 2009 mit der Gründung der medialis.net reagiert haben, wird mehr und mehr in Frage gestellt. Es gibt einen allgemeinen Trend zu Agenturfusionen. Wenn man Inbound-Marketing konsequent weiter denkt, wird daraus mehr als der von mir erwähnte Werkzeuggürtel. Es wird eine gemeinsame Vision mit Prinzipien, an der sich das Team des Kunden und unser Team ausrichtet. Und die Erfahrung mit agilen Methoden hat bereits bewiesen, dass eine visions- und prinzipienbasierte Ausrichtung von Teams der Grundbaustein für Erfolge in unserer volatilen Welt sind.
Wir haben in letzter Zeit genau hingehört, wenn sich Kunden beschwert haben. Es wird erwartet, dass sich Agenturen am Erfolgsdruck der Unternehmen beteiligen und dabei aktiv Reibungspunkte minimieren. Das steht letztlich auch hinter unserer Aussage, Fans für unsere Kunden zu generieren. Mit Inbound-Marketing bieten wir eine erprobte Methodik, die optimal in unsere Zeit passt. Marketing, Vertrieb und Service werden besser und effizienter aufeinander abgestimmt und unsere Agenturleistung fügt sich als Teil des Ganzen ein - nicht nur als eine Insellösung.
Hanta Seewald (COO) in seinem Büro der one medialis.
Letzte Frage: Wie siehst Du die Zukunft von Inbound-Marketing im Unternehmenskontext?
Hanta: Ich befasse mich viel mit "New Work"-Themen. Dazu gehört auch das Buch Reinventing Organizations von Frédéric Laloux, das sich mit sich selbst organisierenden Einheiten befasst. Mit Inbound-Marketing können sich diese sich selbst organisierenden Einheiten auf Basis einer Denkweise bzw. Vision aneinander ausrichten. Das ist mit einem biologischen Organismus vergleichbar: Jede einzelne Zelle weiß genau, was sie zu tun hat. Dazu bildet Inbound-Marketing ein Regelwerk, das aus Prinzipien besteht und einen Rahmen für Agilität schafft. Das Unternehmen wird dadurch befähigt, schneller und flexibler auf neue Marktgegebenheiten zu reagieren und wird so besser unserer volatilen Welt gerecht.
Hanta, vielen Dank für Deine Einschätzung!